Die evangelische Kirche bittet um Verzeihung

Wem soll dieses Verzeihungsangebot helfen?
Soll diese Bitte um Verzeihung als Ausgleich verstanden werden?
Soll sich nach über 40 Jahren Unrecht durch Verzeihung verändern?

Die EKD und die Diakonie möchte verständlicher weise einen Schlussstrich zu der menschenentwürdigten Schande ziehen, zeigt aber mit ihrem Verzeihungsangebot eine Wiederholung – ein altbekanntes manipulatives Muster:
Ich zitiere Herrn Buchta, ein Diakonie Bruder der Rummelsberger Anstalten und Hausvater des Mädchenheim Weiher:
„Ihr müsst froh sein, dass wir euch gnädig aufnehmen, sonst würdet ihr auf der Strasse verrotten“.

Gnädig?
Waren es die Heime die unter unserer Aufnahme litten, oder die „Zöglinge“?
Waren es nicht die Heime und die Dachorganisationen, die von unserem Heimaufenthalt und unserer Kinderarbeit profitierten!
Wie viel haben die Kindersklaven zum „Milliardensegen für die Kirchen“ beigetragen“:

Gnädig?
Viele Heimopfer leben im Schmerz,
mit depressiven Erinnerungen,
mit dem allzeit gegenwärtigen Trauma und Flashbacks,
Gnädig? – leben sie heute in einer entwürdigten, ausgehungerten sozialen und finanziellen Situation, die in der Kindheit vorprogrammiert wurde.

Zerstörte Identitäten,
zu viele Folgeschäden die bislang von keinem der Verantwortlichen wirklich thematisiert wurden.
Unsere Menschenrechte blieben in dem dreijährigen Verschleierungsvorgang hinterm Vorhang versteckt.

Wenn:
psychischen Wunden nicht mehr bluten,
Flaschbacks aufhören,
die Hartz IV Kette vom Hals ist,
wir endlich ohne dem Schmerz der Erniedrigung atmen können
und Leiden in Lebensfreude umgewandelt werden kann,
werde ich an Verzeihen denken.

Und:
Unser Leben wurde zerstört, unsere Gene verändert und selbst heute wir wissen noch nicht wirklich was Liebe ist.

Deshalb noch einmal meine Frage: Wem soll dieses Verzeihungsangebot wirklich nutzen? – Die Schuldigen bleiben schuldig und die Opfer zerstört.

Sieglinde Alexander

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